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Ist das Naturschutz oder kann das weg?

Nicht selten bekommen die Engagierten im Naturschutz vorgehalten, Naturschutz wäre zu teuer.

Es ist aber oft kein Naturschutz drin, wo Naturschutz drauf steht. Hier haben wir einen solchen Fall. Die Stadt Freiberg, sich seit Jahrzehnten vor den Eingriffsausgleichsverpflichtungen der letzten 30 Jahre drückend, hat offenbar eine Methode gefunden, ein bisher nicht lösbares Entwässerungsproblem für die Versiegelungen am Standort Rosine als Eingriffsausgleichsmaßnahme zu deklarieren und die damit verbundenen baulichen Eingriffe ökopunktemäßig als Ausgleich abzurechnen. Unterstützung findet dieses „Modell“ ganz offensichtlich von der Genehmigungsbehörde im Landratsamt Mittelsachsen. Wir haben uns die Sache etwas genauer angeschaut und sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich am Wenigsten um eine Renaturierung (also Naturschutz) sondern vielmehr um die Möglichkeit handelt, überschüssige Aushubmassen in die freie Landschaft zu kippen, damit eine natürliche Bachsenke zu verfüllen und – quasi auf dem Berg – ein Geröllbett anzulegen, in welchem sich später einmal der kleine Rosinenbach verlieren wird. Ganz zu schweigen von dem Versuch, eine angebliche Feuchtwiese (am Berg) mit einem künstlichen Graben zu „bewässern“, sofern einmal ausreichend Wasser im Rosinenbach fließen würde. Offenbar ist auch das Verkippen einer geplanten „ökologisch wertvollen Vernässungsfläche“ mit dem nährstoffreichen Schlamm des nahegelegenen Hüttenteiches eine neuartige Form der „Rekultivierung“.

Hier soll eine „ökologisch wertvolle Vernässungsfläche“ entstehen …

Selbstredend wurde der NaSa e.V. als anerkannter Naturschutzverband nicht in das Verfahren einbezogen. Auch die begehrte Akteneinsicht in den Vorgang wurde – wörtlich nehmend – durch die Stadt Freiberg auf eine „Einsicht“ beschränkt, Kopien durften nicht angefertigt werden. Einladungen an Landrat Damm und Oberbürgermeister Krüger, sich den Vorgang vor Ort anzuschauen, um frühzeitig eine Korrektur der kostenintensiven Baumaßnahme vornehmen zu können, gingen ins Leere. Die sich gegenseitig stützenden Leistungsträger schickten ihre Angestellten vor, den Sachverhalt als „multifunktionelle Lösung zwischen

  • einer Renaturierung des Rosinenbachs,
  • der Anlage einer ökologisch wertvollen Vernässungsfläche und
  • der nachgeschalteten Regenwasserrückhaltung im Kleinen Hüttenteich für die Entwässerung des Einzugsgebietes des Siedlungsbereichs Rosine“

zu preisen. Nun, vielleicht hat die Maßnahme einen „Multi“-Charakter, Naturschutzfunktionen erfüllt sie gleichwohl nicht. Dass dabei noch ein neuer, straßenbreiter Weg in bisher störungsarme Bereiche in das Tal der Freiberger Mulde gebaut wird (FFH-Gebiet, wertvolle Artvorkommen), macht die ganze Sache noch schlimmer. Da der NaSa e.V. stets Bestrebungen entgegentritt, den Naturschutz durch unsinnige Baumaßnahmen in Misskredit zu bringen, hat er sich am 22.7.19 mit einem offenen Brief an die Verantwortlichen gewandt mit der Aufforderung,

  • die standortfremden Aushubmassen zu beräumen
  • den verkippten Teichschlamm aus dem Grünland zu entfernen
  • den Rosinenbach auf die Talsohle zu legen und die neu geschaffenen „Hanggrabensysteme“ zurückzubauen
  • die Baustraße zurückzubauen und
  • für die Eingriffe in Natur und Landschaft Ausgleichsmaßnahmen umzusetzen, z.B. die Wiederherstellung von Bergwiese und Vernässungsstellen
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