Punktlandung
Waldbrände im NP Sächsische Schweiz
Petra S.: Guten Tag Herr Mehnert, nach unserem letzten Gespräch kam es zu schweren Waldbränden im Nationalpark Sächsische Schweiz. Ist jetzt der Wald auf Jahrzehnte geschädigt?
T. M.: Nein, natürlich nicht. Waldbrände sind Ereignisse, die in Naturlandschaften völlig normal sind und die letztendlich auch solche kennzeichnen. Problematisch wird es dann, wenn menschliche Siedlungen und entsprechende Nutzungsinfrastruktur durch die Brände gefährdet sind.
P. S.: Genau das ist ja in der Sächsischen Schweiz gegeben- Siedlungen grenzen an und ein ausgedehntes Wegenetz für die touristische Nutzung durchzieht den Nationalpark.
T. M.: Stimmt.
P. S.: Nun gibt es vermehrt Stimmen die fordern, den Nationalpark Status aufzuheben und die Sächsische Schweiz als Naturpark auszuweisen. Was sagen Sie dazu?
T. M.: Das erscheint in der gegenwärtigen Situation wohl etwas übereilt. Um die Waldbrandgefahr zu minimieren, sollten zunächst potenzielle Gefahrenherde beseitigt werden. Da Waldbrände in der Regel auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind, geht es zuerst darum, die touristische Infrastruktur kritisch zu überprüfen. Übernachtungsstellen - in der Region Boofen genannt - stehen da unserer Meinung nach grundsätzlich zur Disposition. Da ein Nationalpark der gesetzlichen Schutzkategorie entsprechend vorrangig dem Schutz der Natur dient treten menschliche Nutzungsambitionen in den Hintergrund. Deshalb sind auch das ausgedehnte Wegenetz und die ausgewiesenen Kletterpfade auf den Prüfstand zu stellen. Wenn der Nationalpark im Sinne des Gesetzes Nationalpark sein soll, sind deutlich größere Bereiche von touristischen Nutzungsaktivitäten auszuschließen.
P. S.: Sie würden also die Konfliktfelder entflechten?
T. M.: Ja. Denn die im Nationalpark Sächsische Schweiz überlagernden Interessen – einerseits Naturschutz, andererseits menschliche Nutzungsambitionen - erscheinen unlösbar. Deshalb müsste man großflächige Ruhezonen im Nationalpark einrichten die über das bisherige Maß hinaus gehen. Gleichzeitig könnte man in Siedlungsnähe den Sicherheitsbedürfnissen der Menschen vor Waldbränden entgegenkommen und einen anderen Pflegestandard als im Nationalpark umsetzen.
P. S.: Das überzeugt mich aber noch nicht. Wenn die Interessen nicht überein kommen - sollte man dann nicht einfach den Nationalparkstatus aufheben?
T. M.: Die Natur braucht, vereinfacht ausgedrückt, zwei Dinge- Flächen und Ruhe. Es wäre für die sächsische Natur ein herber Verlust, wenn die Nationalparkfläche ersatzlos gestrichen würde. Natürlich könnte man darüber nachdenken, eine andere Region in Sachsen als Nationalpark auszuweisen. Der Freistaat Sachsen hat großen Waldbesitz z. B. im oberen Erzgebirge, der nicht so ein touristischer Hotspot ist wie die an der Großstadt Dresden gelegene Sächsische Schweiz und der auch kein bergsportliches Zentrum darstellt. Allerdings ist der Weg zur Ausweisung eines Nationalparks von vielen Faktoren abhängig und mit großem bürokratischem Aufwand verbunden.
P. S.: Na, dann wird wohl alles so bleiben wie es ist. Ich danke Ihnen für das Gespräch. Bis zum nächsten Mal.