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Punktlandung

Feldhamster im Leipziger Zoo

Petra S.:Guten Tag Herr Mehnert, wir möchten uns heute zu dem geplanten Feldhamster-Zuchtprojekt des Leipziger Zoos unterhalten. Das ist doch an sich eine gute Sache – eine vor dem Aussterben bedrohte Tierart wird unter menschlicher Obhut vor der völligen Ausrottung gerettet – oder nicht?

T. Mehnert: Grundsätzlich ja. Was uns an dem geplanten Projekt stört, ist die Art und Weise der geplanten zoologischen Haltung. Freilebende Hamster sollen gefangen werden und in Kleintierkäfigen, wie wir sie aus den Zoohandlungen kennen, mit einer Grundfläche von 0,4 m² auf 24 Schwerlastregalen in einem Raum von 144 m² gehalten werden.

P. S.: Das klingt nach Massentierhaltung …

T. M.: Auch wir haben hier massive tierrechtliche Bedenken. Und selbst wenn man davon ausgeht, dass die tierärztliche Betreuung des Zoos das Sterben der Wildfänge unter diesen konzentrierten Haltungsbedingungen ausschließen hilft, fragen wir uns, wie die Junghamster nach ihrer Aussetzung mit den völlig anderen Bedingungen in der freien Landschaft zurechtkommen sollen. Aufgewachsen in einer Einstreu aus Weichholzgranulat, über einer am Käfiggitter angebrachten Trinkflasche mit Wasser versorgt, wird es für die Junghamster sicherlich schwer, den für ihr Überleben notwendigen Bau mit einer Tiefe von bis zu zwei Metern im Acker anzulegen. Und da Wildhamster ihren Flüssigkeitsbedarf über bestimmte Pflanzen decken, ist es schwer vorstellbar, dass die Zoohamster die ersten Tage in Freiheit auf der Suche nach ihrer Trinkflasche überleben.

P. S.: Wie könnte man das denn besser machen, ganz so einfach scheint die Feldhamster-Zucht ja dann doch nicht zu bewerkstelligen zu sein?

T. M.: Das Hauptaugenmerk muss darauf liegen, die letzten Feldhamstervorkommen wirklich feldhamstergerecht zu erhalten. Alles, was wir dazu insbesondere aus dem Freistaat Sachsen zur Kenntnis genommen haben, war, dass es trotz der Ausreichung einer attraktiven Förderung für die Landwirtschaftsbetriebe, eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit durch die Sächsische Landesstiftung für Natur und Umwelt (LaNU) und eine umfassende fachliche Betreuung durch Diplom-Biologen nicht gelungen ist, das zu diesem Zeitpunkt letzte bekannte Feldhamster-Vorkommen im Norden von Sachsen zu bewahren. Angesichts dieses großen Arbeitskreises haben wir den Eindruck, dass nicht der Feldhamster im Mittelpunkt des Geschehens steht. Wenn man Feldhamster schützen möchte, muss man für den Feldhamster denken und nur das tun, was dieser Tierart hilft. Zwanzig Jahre lang mit dem oben genannten Arbeitskreis so konzentriert an den Bedürfnissen des Felshamsters vorbeizuarbeiten, ist schon eine besondere Leistung!

P. S.: Was würde die GRÜNE LIGA Sachsen anders machen?

T. M.: Auf unseren Feldern darf ausdrücklich der Hamster ernten. Er bekommt ein artenreiches Futterangebot aus Getreide, Hülsenfrüchten und entsprechenden Wildkräutern. Wir kümmern uns um störungsarme Landschaftselemente wie Hecken, die dem Hamster dauerhaft Deckung geben und die regelmäßige Beeinträchtigung seiner Baue ausschließt.

P. S.: Und dann vermehrt sich der Feldhamster ganz von selbst?

T. M.: So ist es.

P. S.: Herr Mehnert, ich bedanke mich für dieses interessante Gespräch und freue mich schon auf die Fortsetzung dieser Reihe!