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Waschbär taugt nicht als Buh-Mann

Der Chef der Grünen Liga spricht von Hetze gegen den knuffigen Räuber. Um Kröten zu schützen, fordert Tobias Mehnert Tunnel statt Schutzzäune.

Quelle:// Freie Presse / Ausgabe Rochlitz vom 12.04.2017 / Autor Andy Scharf

CHURSDORF/FREIBERG – Grüne-Liga- Chef Tobias Mehnert bricht in der Debatte um den Sinn von Krötenschutzzäunen entlang von Straßen eine Lanze für Waschbären. Jäger und vermeintliche Naturschützer bräuchten die Tiere nicht zum Feind erklären. „Auch Füchse, Marder, Dachse und Graureiher fressen Kröten aus den Fangeimern. Der Waschbär taugt nicht als Buh-Mann“, sagte Mehnert. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass Krötenfangzäune unter anderem in Chursdorf für die Amphibien zur Todesfalle werden. Denn nachdem die Tiere in die Eimer gefallen sind, bedienen sich Waschbären am Frosch-Büffet. Für Mehnert sind diese Zäune daher auch nur Provisorien; im Zweifel müssten die Eimer häufiger geleert werden. Der Naturschützer fordert hingegen nun, dass entlang von Straßen und Radwegen flächendeckend Tunnelsysteme gebaut werden. Nur so könnten Kröten, Molche und Co. sicher auf die andere Straßenseite gelangen. Auch die Naturschutzbehörde im Landratsamt präferiert diese stationären Systeme, die es bislang an 16 Stellen im Landkreis gibt. So auch an der Bundesstraße 175 bei Penig/Wernsdorf und an der Mühlauer Straße bei Tauscha (S 241 neu). Bauen lassen müsste den Tunnel die Stadt Penig. Geschätzte Kosten: 150.000 Euro. Daher soll das Projekt laut Bauamtschefin Cornelia Quaas erst in Angriff genommen werden, wenn die Straße saniert wird. Gesamtkosten: eine halbe Million Euro. Sie spricht von einer enormen finanziellen Belastung, die mittelsächsische Naturschutzbehörde und Mehnert von einem gerechtfertigten Aufwand. „Das ist konjunkturbelebend. Bei Hochwassermauern, von denen keiner weißt, ob sie wirklich etwas bringen, fragt auch keiner danach, wer das bezahlen soll“, so Mehnert. Der Naturschützer kritisiert auch die Jagdgilde für den Umgang mit Waschbären. So hatte der Rochlitzer Jagdchef gefordert, die Tiere mit Fallen zu jagen, da sie zu einer Plage werden könnten. Mehnert entgegnet nun: „Es kann doch nicht sein, dass die Tiere mit fast abgetrenntem Bein in der Fall hocken und auf den Gnadenschuss warten sollen.“ Er erwarte einen anderen Umgang mit den Tieren; getreu dem Motto „Leben und leben lassen“. Zudem wäre es nach Ansicht von Naturschützer Mehnert sinnvoll, die Landschaft nicht durch immer mehr neue Radwege und Straßen zu zerschneiden.

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