Zum Hauptinhalt springen

Windkraftgegner üben den Schulterschluss

Die Grüne Liga und der Landschaftsschutzverband arbeiten in Sachsen enger zusammen. Regenerative Energien sind aber nicht generell tabu – das zeigt sich auch privat bei den Chefs der Initiativen.

VON STEFFEN JANKOWSKI

GAHLENZ/HOLZHAU – Der Windkraftbranche bläst im Freistaat jetzt ein stärkerer Wind entgegen: Der Landesverband Landschaftsschutz ist der Grünen Liga Sachsen beigetreten. Der Schulterschluss der beiden
Dachverbände sei eine Kampfansage an die Große Koalition, betont Liga-Chef Tobias Mehnert. „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere Landschaft immer mehr industrialisiert wird und Lebensräume für Menschen und Tiere zerstört werden“, sagt der 53-jährige Gahlenzer.

Eilenberger, der auch den Bundesverband Landschaftsschutz leitet, plädiert für „vernünftige Lösungen in der Energiepolitik“. Windkraftanlagen gehören für den 43-jährigen Holzhauer nicht dazu: „Erfolg verspricht aus meiner Sicht die Energieverdichtung wie zum Beispiel bei einer Wärmepumpe. Aber das ist bei Wind nicht möglich.“ In der Funktion als „Sprachrohr gegenüber der Politik“, das wird schnell klar, rechnen die Landschaftsschützer vor allem auch mit juristischer Unterstützung durch die Liga.

Die Argumente reichen dabei vom „Infraschall“, dessen Auswirkungen auf die Gesundheit noch nicht erforscht seien, über Sorgen um den sozialen Frieden bis hin zum Artenschutz. Hochrechnungen zufolge sterben etwa 250.000 Fledermäuse pro Jahr an deutschen Windkraftanlagen, weiß Christian Voigt vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung:  „Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Opferzahl exponentiell mit der Größe der Anlagen zunimmt.“ Todesursachen seien dabei sowohl direkte Kollisionen als auch innere Verletzungen infolge der Druckschwankungen im Rotorbereich.

Obwohl die beiden Verbandsspitzen auch die intensive Nutzung von Wasserkraft und Biomasse kritisch sehen, sind sie doch keine generellen Gegner regenerativer Energien. Im Gegenteil: In der Wiese vor Mehnerts Haus liegt ein Erdwärme-Flächenkollektor. Durch 1600 Meter lange Rohre zirkuliert ein Wasser-Glykol-Gemisch, eine Wärmepumpe verwandelt die Energie aus dem Boden in behagliche Raumtemperaturen. „Am Ende kommt etwa dreimal so viel Wärme raus, wie die Anlage Strom frisst“, so der Gahlenzer.

Auch Eilenberger hat nach eigenen Angaben mehrere Zehntausend Euro in die Nutzung alternativer Energien investiert. Sein Wohnhaus verfügt über eine Holzpelletheizung, deren Abwärme für die Warmwasserbereitung genutzt wird. Die dafür notwendige Wärmepumpe läuft mit Sonnenstrom – auf dem Dach liegt eine Photovoltaikanlage. Die Werkstatt des Restaurators wird mit Solarthermie und einem Stückholzkessel beheizt. Der Energiehunger der Industrie lasse sich auf diese Weise nicht stillen, weiß Eilenberger: „Aber es ist ein Anfang.“

DIE GRÜNE LIGA Sachsen vereint 27 selbstständige Naturschutzgruppen und -initiativen. Dem Landesverband Landschaftsschutz gehören etwa 40 Bürgerinitiativen an.

Bildtext: Landschafts- und Naturschützer vereint: Michael Eilenberger (links) empfängt Tobias Mehnert vor seinem Elternhaus in Holzhau.

Freie Presse, Freiberger Zeitung, 30. Januar 2015

Zurück