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Naturschützer und Bürgermeister einig

In Sachen Hochwasserschutz gilt Tobias Mehnert als Querkopf. Er plädiert dafür, den Wasserrückhalt in der Fläche zu erhöhen, statt riesige Staubecken zu bauen. Jetzt gibt er in Dittmannsdorf ein Beispiel.

VON STEFFEN JANKOWSKI

DITTMANNSDORF — Dieser Schulterschluss ist bemerkenswert: Die Gemeinde Reinsberg und der Naturschutzverband Sachsen ziehen beim Hochwasserschutz an einem Strang. Der Verein unterstützt den geplanten Ausbau des Dittmannsdorfer „Biotops“ zu einem Rückhaltebecken, wie Vorsitzender Tobias Mehnert bestätigt. Der Naturschutzverband hat das Gewässer am oberen Ende des Reinsberger Ortsteils in Richtung Mohorn für 99 Jahre von der Gemeinde gepachtet. „Wir plädieren generell dafür, statt riesiger Staubecken, wie sie bei Oberbobritzsch und Mulda geplant sind, das Wasserrückhaltevermögen in der Fläche bei den vielen Dörfern entlang der Mulde und Bobritzsch zu verbessern“, erläutert Mehnert.
Das Vorhaben in Dittmannsdorf füge sich in diese Strategie des Vereins ein, so der Gahlenzer weiter, reiche allein aber nicht aus: „Wir müssen auch über den Rückbau von Drainagen in den Feldern und den zeitweiligen Anstau beispielsweise der Lochbäche in der Feldflur reden.“ Der 53-Jährige ist wegen seines vehementen Einsatzes für seine NaturschutzIdeale keineswegs überall beliebt. So saß er mit auf der Klägerseite vor dem Bundesverwaltungsgericht, als die Baugenehmigung für die Freiberger Ortsumgehung gekippt wurde. Er stellte sich damit auch gegen die Initiative „Pro Freiberg“, die für den Bau der Straße wirbt und bereits mehr als 4500 Unterstützer im Internet hat. Am Veto des Vereins scheitert bislang auch der Weiterbau des Striegistalradweges von Hainichen nach Roßwein auf einem alten Bahndamm.

In Reinsberg dagegen ist sich Mehnert mit Bürgermeister Bernd Hubricht (CDU) einig: „Ich möchte den ‚kleinen Hochwasserschutz‘massiv anschieben, erklärt der Rathauschef. Der ehemalige Feuerlöschteich in Dittmannsdorf, der im Volksmund als „Biotop“ bezeichnet werde, sei dabei ein Einstiegsprojekt.
Vor dem Gemeinderat hatte Hubricht bereits angekündigt, dass man unter anderem auch über eine veränderte Nutzung einzelner Feldflächen debattieren müsse. „Ich will keine Riesenbauwerke in der Gemeinde, sondern mit einfachen Maßnahmen den Hochwasserschutz verbessern“, betont der Bürgermeister. Dabei müsse für jeden Bereich eine spezielle Lösung gefunden werden.
Im konkreten Fall des Dittmannsdorfer Teiches ist angedacht, den Damm in der Senke zwischen der Straße und der alten Bahnstrecke zu erhöhen und einen neuen Ablauf zu bauen. Dieser soll nur einen begrenzten Durchfluss haben, sodass sich das Wasser bei einem Anschwellen des DittmannsdorferBachs anstaut. Nach Hubrichts Worten sind dafür rund 250.000 Euro veranschlagt. Das Geld soll aus dem Fonds zur Beseitigung der Hochwasserschäden vom Juni 2013 kommen.
„Die Anlage ist bei der Flut in Mitleidenschaft gezogen worden, und der Fördermittelgeber hat auch die Erweiterung des Rückhaltedamms befürwortet“, erläutert der Rathauschef. Der Gemeinderat hat das Vorhaben begrüßt und bereits das Freiberger Büro Aqua Saxonia mit den entsprechenden Planungen beauftragt.
Der Teich sei vor Jahren als Feuerlösch- Reservoir angelegt worden, erinnert sich das Gemeindeoberhaupt. Die Idee dabei sei gewesen, im Notfall den Schieber aufzudrehen und das in den Bach strömende Wasser am Brandort mit Sandsäcken anzustauen und zum Löschen zu verwenden. Das funktioniere aber leider nicht, bekennt Hubricht: „Ehe der Schwall im Niederdorf ankommt, ist dort alles abgebrannt.“

Für Mehnert ist der Umbau wiederum zu tolerieren, „weil das etwa einen Hektar große Areal unter anderem durch die Straße, eine Stromleitung und eine Erdgastrasse bereits vorgeprägt ist.“ Bei der Umsetzung würden die Naturschutzbelange berücksichtigt. Die geringfügige Überstauung der Feuchtbereiche entspreche einer natürlichen Auendynamik, so der Vereinschef. Die Gemeinde Reinsberg und den Naturschutzverband eint darüber hinaus noch ein weiteres Projekt.
Ebenfalls mit Geldern für die Beseitigung von Hochwasserschäden soll die Straße vom Ortsteil Steinbach nach Blankenstein in Stand gesetzt werden. Die Verbindung zu dem Wilsdruffer Stadtteil gehört dem Verein. Sie werde aber nur für Anwohner und Fahrzeuge der Landwirtschaft
hergerichtet, schränkt Tobias Mehnert ein: „Wir wollen dort keine Asphaltpiste und erst recht keinen alternativen Autobahnzubringer.“

Freiberger Zeitung, 9. Dezember 2014

Naturschutzverband Sachsen e.V.
Gahlenzer Straße 2
D-09569 Oederan
E-Mail: ed.neshcas-dnabrevztuhcsrutan@tsop

www.naturschutzverband-sachsen.de

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